Hufrehe

Hufrehe

Unter Hufrehe versteht man eine nicht eitrige ausgedehnte Huflederhautentzündung, die in verschiedenen Stärken auftritt und entweder meist paarig die Vorderhufe, einen oder alle vier Hufe befällt.
Vereinfacht gesagt ist es eine Vergiftung des Körpers durch verschiedenen Faktoren. Sobald man die Hufrehe bemerkt, muss man schnell handeln wie bei einem Notfall! Je eher man sie bemerkt, um so besser fürs Pferd und alle Beteiligten.

Es kann jedes Pferd, Pony oder Esel betroffen sein. Es gibt Pferdetypen oder Rassen die stärker gefährdet sind als andere Tiere. Durch verschiedene Faktoren kann Hufrehe ausgelöst werden.
Wer noch nie mit der Erkrankung zu tun hatte, ist oft schockiert über den rasanten Verlauf einer Hufrehe. Morgens tobte das Pony noch munter über die Weide, abends findet man ein „Häuflein Elend“ vor. Jeder Hufrehefall ist anders und es gibt kein Patentrezept für die Behandlung. Daher muss jeder Fall individuell behandelt werden. Das optimalste ist wenn der Pferdebesitzer, Tierarzt und Hufexperte zusammen arbeiten, um die beste Behandlung fürs Pferd zu erreichen.

 

Die meiste Arbeit kommt auf den Pferdebesitzer zu. Er muss das Pferd so gut es geht beobachten, den Tierarzt und den Hufexperten auf dem Laufenden halten, besonders bei Verschlechterungdes Zustandes, so daß ein Eingreifen schnell möglich ist.

Werden alle Sofortmaßnahmen ergriffen, kann eine Hufrehe bereits nach kurzer Zeit und ohne Schäden zu hinterlassen erfolgreich therapiert werden.
Eine Heilung leichter und früh genug erkannter und behandelter Hufrehe kann innerhalb von 4- 14 Tage möglich sein!
Bei einer chronischen oder fortgeschrittenen Hufrehe dauert es viel länger, ca 3 bis 6 Monate oder auch über ein Jahr bis sie komplett ausgeheilt ist.
Ein schon mal an Hufrehe erkranktes Pferd neigt dazu, erneute Reheanfälle zu bekommen!



 

Hier die Wichtigsten Arten und Auslöser von Hufrehe.

Futterrehe
Übermäßige Aufnahme von Getreide, z.B. Weizen, Mais Gerste oder Hafer oder anderen eiweißhaltigen Futtermittelmischungen (Fertigfutter), bei falscher Fütterung oder zu schneller Futterumstellung. (Die Tiere sind ausgebrochen und sind in die Futterkammer eingedrungen!) Übermäßige Aufnahme von jungen Gras, oder auch uneingeschränkter Zugang zu üppigen Weiden (das vertragen viele Tiere nicht, besonders wenn sie eh schon zu dick sind und zu wenig arbeiten).
Der Körper kann das Eiweiß, Fruktan (Zucker!!) und die andere Stoffe nicht so schnell verarbeiten (Wie im Körper der Tiere daraus Giftstoffe entstehen ist sehr komplex und auch noch nicht mit 100%iger Klarheit zu sagen!) und dardurch gelang es so in den Blutkreislauf .
Zu schnelles Aufnehmen von kaltem Wasser (z.B. bei einem überhitzten Pferd oder nach langen Ritten). Das kann zu Magen- und Darmentzündungen, aber auch zu Hufrehe führen. Nach dem Ritt bitte erst kontrolliert Wasser geben (z.B. 5 – 10 L im Eimer), damit nicht zu große Mengen auf einmal aufgenommen werden können, besonders bei empfindlichen Tieren.

Akute Hufrehe
Es gibt verschiedene Methoden um eine akute Hufrehe zu behandeln. Die Meinungen gehen stark auseinander.
Es kommt auf eine schnelle Behandlung durch den Tierarzt und den Hufexperten an. Die Ursachen sind sofort abzustellen (z.B. totaler Abzug des Kraftfutters, sofortiges Weideverbot). Das Pferd darf in der Regel Stroh oder Heu zum Knabbern haben.

Die Rehe entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden mit deutlichen Symptomen: z.B.
Klammer Gang, Bewegungsunlust, leichte Lahmheit, die nicht nur auf einzelnes Bein bezogen ist, vermehrte Trachtenfußung.
Man kann sagen je größer die Schmerzen sind, die das Tier ertragen muss, je stärker oder auch weiter ist die Hufrehe fortgeschritten. Bei einer leichten Hufrehe oder zum Beginn, wechselt das Pferd die Vorderhufe im Stehen ab, um nicht zulange einen Huf zu belasten.
Oft findet man Ungewöhnliche warme oder sogar heiße Kronränder/ Hufe. An der Hufkrone ist eine Schwellung oder ein Einsinken erkennbar.
Im Bereich des Kronrandes zeigt sich Druckempfindlichkeit, später durch Abtasten mit der Hufabdrückzange kann nur ein unspezifisches Schmerzempfinden nachgewiesen werden.
Es ist ein erhöhter Puls an der Fesselbeuge feststellbar.
Die Temperatur könnte erhöht sein und die Atemfrequenz ebensfalls.

Bei fortgeschrittener Hufrehe werden die Symptome eindeutiger. Das Pferd zeigt dann die typische Rehe-Standposition: Die Vorderbeine werden im Stand weit nach vorne gesetzt, die Belastung erfolgt auf die Trachten der Vorderbeine. Die Hinterbeine werden nach vorne in Richtung Schwerpunkt des Pferdekörpers verlagert, um das Hauptgewicht aufzunehmen.
Zu diesem Punkt geht die Hufrehe ins chronische Stadium über.

Aber auch ein langsamer, mitunter schleichender Verlauf ist möglich ohne deutliche Lahmheitserscheinungen.

In akutem Stadium ist es wichtig, dass das Pferd Weich (gepolsterd) steht. Der Boden sollte weich sein aber nicht matschig oder eine Mistmatratze haben. Als Einstreu ist in der akuten Phase auch feuchter, kalter Sand sinnvoll, wirksam ist auch ein dicke Lage Stroh oder Späne oder andere Materialien die polsternd wirken. Wichtig ist immer so schnell wie möglich die Beine und Hufe zu kühlen (z.B. jedes Bein in einen Eimer zu stellen mit einer Schicht Sand darinn oder alle halbe bis Stunde die Beine längere Zeit zu kühlen mit einem Wasserschlauch. Wenn ein Bach zur Verfügung steht mit weichem Grund,ist das ideale, um das Pferd hinneinzustellen.

Nachgeburtsrehe
Geht die Nachgeburt nicht rechtzeitig (innerhalb von 2 Stunden) ab oder verbleiben auch nur kleine Teile der Nachgeburt in der Gebärmutter der Stute zurück, kann dies zu bakteriell bedingten Zersetzungsprozessen führen. Dabei sondern diese Bakterien Gifte ab, die den Vorgang der Hufrehe in Gang setzen, indem sie aus der Gebärmutterwand in den Blutkreislauf gelangen. Deshalb muss nach dem Abgang die Nachgeburt immer auf ihre Vollständigkeit hin überprüft werden!

Belastungsrehe
Dies ist die einzigeForm, bei der nur ein Fuß betroffen sein kann (in der Regel durch Lahmheit oder Krankheit, weil das eine Bein geschont wird und das andere viel stärker belastet ist). Durch die mechanische Beeinträchtigung der Huflederhaut kommt es zu Gefäßschäden (z.B. bei schnelles oder langes Laufen auf hartem Boden) und zu Mikro Blutergüssen, der zu einem Erguss von Blutflüssigkeit ohne Blutkörperchen (Serum) in der Lamellenschicht der Hufkapsel.
Diese Form kann sich auch aus einer normalen Huflederhautentzündung entwickeln, die nicht oder falsch behandelt wurde.

Vergiftungs- und/oder Medikamentenrehe
Durch falsches oder verdorbenes Futter (Schimmelpilze, Bakterien), Giftpflanzen, Pflanzenschutzmittel (stehen in Verdacht Rehe auszulösen!).
Oft durch Cortison/Langzeitcortison oder andere Medikamente (Überdosierung, Überempfindlichkeit).



 

Behandlungsmöglichkeiten

Bei der Behandlung gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, sowohl bei Tierärzten als auch bei den Hufexperten! Die einen raten zum Beschlag, die anderen zum Barfuss gehen, die einen setzen die Trachten hoch, die anderen herunter.
Die einzelnen Methoden haben alle ihre Berechtigung solange sie wirken und helfen!
Es ist wichtig, immer wieder kurzfristig mit dem Tierarzt und den Hufexperten abzusprechen, was sinnvoll ist, weil jede Hufrehe anders ist und wäherend des Verlaufes immer wieder neu entschieden werden muss, wie es weiter geht, um die besten Heilungschancen zu erreichen!
Bei all den Maßnahmen, die ergriffen werden, sollte man bedenken, dass die Gefahr eines erneuten Reheschubes nun größer ist als vorher.
Es ist deshalb unverständlich, wie die Pferde in vielen Fällen wieder in die alte Umgebung entlassen werden.

Der Aderlass ist eine sehr alte und eine anerkannte Methode, die am sinnvollsten in der Anfangspase der akuten Rehe durchgeführt wird. Dabei werden aus der Drosselvene ca. 4-8 Liter Blut (je nach Größe des Tieres) entnommen. Das dient dazu, das Blut zu verdünnen und den Körper des Pferdes zu veranlassen, neues, gesundes Blut zu bilden. Durch die Abnahme kann man den Anteil der Giftstoffe im Blutkreislauf verringern, um die kankheitsauslösenden Vorgänge zu verlangsamen.
Außerdem versucht der Körper die fehlende Flüssigkeit zu ersetzen und es entzieht diese dem umliegendem Gewebe. Damit wird auch möglicherweise das Grundproblem der Hufrehe (nämlich die überschüssige Entzündungsflüssigkeit aus der Wandschicht in die Lammellenaufhängung). Zu behandeln sein. Zusätzlich können homöopathische Mittel eingesetzt werden in der Absprache mit Tierarzt oder Homöopath! Der Beschlag sollte vorsichtig abgenommen werden. In der Regel wird Zehe abgeraspelt so das sie schwebt, mit dem Ziel, das der vordere schmerzhafte Teil des Hufes keinen Bodenkontak und-druck erfährt. Zusätzlich wird Tragrand abgenommen um das Gewicht von der Wand zu nehmen und es auf die Sohle und den Strahl zu verlagern soweit es möglich ist. Der Tragrand wird so entlastet und der geflüchteten Zusammenhangstrennung entgegen gewirkt!

Ferner gibt es die Mehtode der Trachtenhochstellung durch z. B. Gipsverband, Beschlag oder Klebeschuhe mit verdickten oder anbringbaren Schenkeln. Durch diese Maßnahme soll der Zug der tiefen Beugesehne verringert werden, die unter dem Hufbein ansetzt. Andererseitz empfehlen viele Hufexperten, die Trachten zu kürzen, soweit es geht. „Um eine Erklärung zu finden warum es zuverlässig zu Heilungen akuter und chronischer Hufrehe bei allen Pferderassen nach dem Flachstellen kommt, wurden Untersuchungen über die physikalische Form des Hufbeins und die Gewichtsverteilung vom Hufgelenk über das Hufbein auf die Hufkapsel angestellt,die zu dem Ergebnis führten, das nicht bodenparallele Hufbeinposition neben Mangelduchblutung zu chronischer Überlastung der vorderen Aufhängungsbereiche führt und alsoVorbereitung für den akuten Reheausbruch ist.“

Einfräsen von Drainagegefügen punktueller, furchenähnlichetn oder flächiger Drainagen (das sind einfäsungen oder das dünnerraspeln) an der Vorderseite der Hufe zur Verminderung des Innendruckes angesprochen.

Chronische Hufrehe
Das Stadium der chronischen Rehe ist dann erreicht, wenn Schmerzen länger als 48 Stunden bestehen und bereits eine Hufbeinsenkung oder Hufbeinrotation eingetreten ist.
Hier gibt es auch wieder verschiedene Meinungen über die Weiterbehandlung. Ein Patentrezept existiert nicht. Die chronische Rehe geht mit der gefürchteten Zusammenhangstrennung von Lederhaut und Hornschuh einher und wenn und bereits eine Hufbeinrotation/Hufbeinsenkung eingetreten ist. Diese geht vom Zehenbereich aus. Von einer Senkung spricht man, wenn das Hufbein in seiner Gesamtheit im Huf zur Sohle hin verlagert ist. Bei der Rotation ist das Hufbein nach vorne gekippt, das heißt die Hufbeinspitze drückt gegen die Sohle. Röntgenbilder zeigen an, wie weit die Senkung bzw. Rotation des Hufbeins fortgeschritten ist und innwieweit Heilungsaussichtung bestehen!

Die Huflederhaut muss man sich wie einen lebendigen Klettverschluss vorstellen, der in Form von mikroskopischen kleinen, ineinander verzahnten Blättchen eine zäh elastische, unerhört widerstandsfähige Verbindung zwischen dem Hufbein und dem Hornschuh des Hufes darstellt. Geht da etwas kaputt, kann es zur Hufbeinrotation (Hufbeinsenkung) kommen. Die Folgen sind ein innerlich weitgehend zerstörter Huf und höllische Schmerzen für das Pferd, welches kaum noch stehen geschweige denn gehen kann.

In der Zeit ist auch die größte Gefahr für einen Sohlendurchbruch, das heißt das die Hufbeinspitze die Sohle durchdringt insbesondere, wenn die Hufsohle sehr dünn ist. Wenn das Hufbein durch die Sohle gebrochen hat, ist meistens keine Heilung mehr möglich wegen der hohen Infektionsgefahr. Es kann auch passieren dass das Pferd ausschuht. Das heißt, dass die Hufkapsel sich komplett von der Huflederhaut löst und die Hufkapsel daneben liegt. Dann kann man das Pferd nur noch von seinen Schmerzen erlösen, also einschläfern.

Ein Pferd, das chronische Rehe hat, kann meistens auch barhuf laufen, wenn es das Hufhorn zulässt. Da das Hufbein nicht zurückgedreht werden kann, muss das neue Wandhorn in seiner Richtung dem Hufbein folgen. Vor dem Beschlagen ist es immer sinnvoll Röngenbilder anzufertigen, um zu sehen, wo genau die Hufbeinspitze steht. An sonsten wird ein Beschlag aufgebracht, welcher erst hinter der weißen Linie anfängt, um die Zehe zu entlasten.

Bei höher gestellten Trachten nimmt man nach und nach die Trachten wieder ab und raspelt die Zehe gleichzeitig dünner, so dass sich kein Knollhuf entwickeln kann. An der Zehenspitze der Sohle wird nichts enfernt, weil das Hufbein direkt darüber liegen könnte.

Bei der chronischen Hufrehe ist es sinnvoll, die Abstände für die Hufbearbeitung kurz zu halten um aein schnelle und schonende Wiederherstellung der Hufe zu erreichen, lso nicht länger als 4- 5 Wochen zum Wohle der Pferde.

Spätfolgen bei chronischer Hufrehe:
Verbreiterung der weißen Linie im Zehenbereich (Narbenhorn).Hornringe im Wandhorn sowie schlechtere Hornqualität.zu starke Hornbildung durch die Lederhautreizung, dadurch: Knollhuf, Pantoffelhuf.



 

Auch bei Hufrehe gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen!

Die Hufrehe kann man als Ganzjahreskrankheit ansehen, nicht nur im Frühjahr während des Weideauftriebes auftretnd. Es kommt immer darauf, an welche Grasarten auf der Weide sind und wie stark gedüngt wurde. Fructane, die im Gras enthalten sind, gelten heute als Hauptauslöser für Hufrehe. Dabei ist der Anteil an Fructane im Gras je nach Wetter und je nach Gräserart sehr unterschiedlich.
Optimal wären Magerwiesen, aber die findet man nur noch selten. Oft finden sich artenarme Wiesen mit schnell wachsenden Gräsern.
Es sollte kein angeschimmeltes Futter verfüttern werden, auch sollte kontakt zu intensiv gedüngten Flächen gemieden werden.
Die Tiere müssen sich regelmäßig bewegen können, besonders bei Übergewicht.
Fütterungswechsel sollte man immer langsam angehen lassen, es gibt empfindliche Pferde, die darauf reagieren.
Rillen im Huf können auf eine frühere Rehe hindeuten oder auch immer wieder leichte Reheanfälle.
Dort hat sich durch leichte Senkung des Hufbeins der Kronrand stärker zusammengeschoben als im Trachtenbereich.
Hufrillen entstehen auch oft durch plötzlichen Futterumstellungen, Krankheit oder auch Stress.