Hufrollenentzündung

Hufrollenentzündung

Wenn sich die Knochen- und Gewebsstrukturen im Bereich der Hufrolle verändern, spricht man von einer Hufrollenentzündung, die auch Strahlbeinlahmheit oder fachsprachig Podotrochlose genant wird. Die Hufrolle besteht erstens aus dem Strahlbein, einem Unterstützungsknochen im Hufgelenk, der wie eine Rolle aussieht, zweitens aus der tiefen Beugesehne, die über die knorpelige Oberfläche des Strahlbeins verläuft und bei jeder Bewegung des Hufes hin und her gleitet, und drittens aus einem Schleimbeutel, der zwischen der Sehne und dem Strahlbein sitzt und als Polster für das Strahlbein dient. Die Erkrankung wird meist durch mehrere Faktoren ausgelöst, wobei die Forschung noch nicht alle Ursachen völlig geklärt hat, Zum einem kann es durch einen nicht fachgerechten behandelten Nageltritt oder durch eine andere Verletzung der Hufrolle zu einer akuten Hufrollenentzündung kommen.
Die These der Überbeanspruchung als Krankheitsursache wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Hufrollenentzündung als Berufskrankheit von Sportpferden (besonders Springpferde) angesehen wird, fast immer sind beide Vorderbeine betroffen, aber auch dass sie zumeist erst bei älteren Pferden in Erscheinung tritt. Sind Jungpferde betroffen, kann es sich um eine Überempfindlichkeit der Hufrolle handeln, deren Ursache in einer erblichen Veranlagung zu suchen ist. Dies lässt sich daran erkennen, dass oft schon drei- bis vierjährige, noch ungerittne Pferde starke Strahlbeinveränderungen aufweisen.
Zum anderen zeigt die Hufrolle in chronischen Fällen (Podotrochlose) vorzeitige Abnutzungserscheinungen, die auf Reitfehler zurückzuführen sind, wenn die Hinterhand des Tieres nicht genügend aktiviert und die Vorhand dadurch zu sehr belastet wurde.
Doch vermuten Wissenschaftler seit einiger Zeit, dass auch genetische Ursachen bei der Entstehung der Podotrochlose eine Rolle spielen. Auch unzureichende Durchblutung aufgrund von zu wenig Bewegung, mangelnde Hufpflege oder kranke Hufe werden als Ursache diskutiert. Ebenso begünstigt ein unsachgemäßer Hufbeschlag, bei dem die Trachten zu stark und die Zehen zu wenig gekürzt werden oder untergeschobene Trachten mit zu langer Zehe, die Krankheit.
Natürlich können auch Stellungsfehler, Aufzuchtschäden (zu viel Kraftfutter und Vitamine) und Haltungsfehler zur Entstehung der Hufrollenentzündung beitragen.

Pferde mit Hufrollenerkrankung sollten deshalb zur Zucht keinesfalls verwendet werden.

Die Erkrankung tritt praktisch nur vorne auf. Logischerweise beginnen die Symptome fast immer schleichend und noch dazu beidseitig, was ihre Erkennung natürlich erschwert. Nur selten setzt eine plötzliche Lahmheit auf dem stärker betroffenen Fuß ein Typisch sind:

  • Schwungverlust, klammer Gang.
  • Neigung zu Zehenspitzenfußung und deshalb zum Stolpern.
  • Umspringende Lahmheit.
  • Verstärkte Zehenabnutzung, sichtbar v. a. am Barhuf.
  • Vorstellen eines Fußes im Stand.
  • Neigung zu Zwanghuf und Strahlverkümmerung (dies kann also Ursache und Wirkung sein).
  • Wendeschmerz

Der Tierarzt stellt die Diagnose durch Röntgen und Betäuben der zuständigen Nerven am lahmen (oft in Wirklichkeit nur lahmeren!) Bein. Wenn der andere Fuß mitbetroffen ist (meist), geht das Pferd oft nach der Spritze auf diesem lahm! (So genanntes Umspringen der Lahmheit, typisch für Podotrochlose).

Behandlung:
Beim Beschlag muss natürlich dafür gesorgt werden, dass der Abrollpunkt nach hinten gelegt wird und der Huf passend zum Fesselstand gestellt wird. Letzteres wird evtl. durch Keile erreicht. Steiler als der Fesselstand sollte der Huf nicht gestellt werden, da der hintere Bereich des Hufes stärker belastet würde.

Sehr wichtig ist die Zehenrichtung wie z. B. beim NBS-Beschlag, die leichtes Abrollen des Hufes begünstigt, das Hufbein unterstützt und so zur Entlastung der Beugesehne und des Strahlbeins beiträgt. Auch eine Unterstützung durch ein Eiereisen mit starker Zehenrichtung kann eine wertvolle Hilfe sein.